NFL: Chiefs torkeln nach Bierkönig-Touchdown durch die Krise – Spengemann-Kolumne | Sport

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es so weit. Das Spiel, das viele Fans und Experten als Generalprobe für den kommenden Super Bowl auf dem Zettel hatten, steht an: Die Kansas City Chiefs empfangen im heimischen Arrowhead Stadion die Detroit Lions.
Und unterschiedlicher könnten die Vorzeichen nicht sein. Vor dem Saisonauftakt sind wir alle davon ausgegangen, dass beide Mannschaften da weiter machen würden, wo sie letztes Jahr aufgehört haben. Nämlich siegreichen Football zu spielen.
Im Falle der Detroit Lions ist das auch der Fall. Vier Siege in Folge mit sage und schreibe 161 erzielten Punkten lassen die Auftaktniederlage gegen die Green Bay Packers eher wie ein Ausrutscher wirken. Viel wurde spekuliert, ob die Abgänge im Trainerstab die Lions schwächen würden. Die letzten Partien belegten aber das Gegenteil. „Football made in Detroit“ ist immer noch das, was er letztes Jahr war – und zwar Vollgasfootball!
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Egal, ob durch die Luft mit Amon-Ra St. Brown oder am Boden mit Jahmyr Gibbs. Spielmacher Jared Goffs Mannschaftsteil ist gespickt mit Spielern, die alle alleine ein Spiel entscheiden können. Etwas, was auf dem Papier auch die Chiefs imstande sein müssten. Aber irgendwie ist noch Sand im Getriebe der sonst so gut laufenden Angriffsmaschine rund um Patrick Mahomes. Schafften es die Chiefs letztes Jahr noch, die knappen Spiele immer irgendwie zu gewinnen und die Saison mit gerade mal zwei Niederlagen abzuschließen, steht das Team aus Kansas City jetzt schon mit drei Niederlagen aus fünf Spielen da.
Es fehlt der weiterhin gesperrte Wide Receiver Rashee Rice. Dazu kommt das Laufspiel um Isiah Pacheco und Kareem Hunt noch überhaupt nicht ins Rollen. Und so ist es auch kein Wunder, dass der effektivste Läufer mit gerade mal mageren 190 Yards Patrick Mahomes selbst ist.
Die Chiefs zeigten am letzten Spieltag teilweise, dass sie noch immer die Chiefs sind, die einem Gegner ihr Spiel aufzwingen können. Doch teilweise ist es eben kein ganzes Footballspiel. Und so verloren Mahomes und Co. in einem furiosen Finale durch einen Spielzug, den man so in der NFL auch nicht alle Tage sieht. Die Chiefs-Defense schaute mehr oder minder zu, wie der gegnerische Quarterback Trevor Lawrence ohne Feindeinwirkung zu Boden ging, sich behäbig aufrappelte und dann zum Touchdown lief.
Wobei das Wort „lief“ hier einen falschen Eindruck vermittelt. Stellen wir uns die Art der Fortbewegung eher wie eine Mischung aus dem Laufstil eines jungen Mannes in einem feierfreudigen Junggesellenabschied nach einer langen Nacht am Tresen des berüchtigten Bierkönigs und einem angezählten Boxer vor. Dass Lawrence es trotzdem zum Touchdown schaffte, grenzte aber nicht nur an ein Wunder, sondern auch im Falle einiger Defensespieler der Chiefs an Arbeitsverweigerung.
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Solch laissez-faire Einstellung kann sich die Defense von Koordinator Steve Spagnuolo gegen die dynamische Offense der Lions nicht mal den Bruchteil einer Sekunde erlauben. Mit Detroit kommt jetzt die produktivste Offense der gesamten NFL angereist.
Im Schnitt bringen Jared Goff und Co. beeindruckende 37 Punkte auf die Anzeigentafel. Alleine letzte Woche brachte der Lions-Spielmacher 19 seiner 23 Pässe an den Mann. Drei seiner Pässe resultierten dazu auch noch in direkten Punkten. Das brachte ihn auf Platz 1 der gesamten NFL, was die geworfenen Touchdowns angeht.
Goff mit Zeit ist eine Kombination, die meist in präzisen und tiefen Pässen resultiert. Es wird also im ersten Schritt an Kansas Citys Passrush rund um Chis Jones und Georg Karlaftis liegen, ob die Chiefs sich eine reelle Chance auf einen Sieg erspielen können.
Und gerade Jones, der nach seinem mangelnden Einsatzwillen bei oben beschriebenem Touchdown des Jaguars-Spielmachers so viel Kritik der Fans zu spüren bekam, dass er sogar seine Social-Media-Accounts abmeldete, wird mit einer großen Extraportion Motivation auflaufen. Was Jones und Co. in die Karten spielt, ist, dass die Lions auf ihren linken Tackle in der O-Line verzichten müssen. Dieses Fehlen resultierte letzte Woche in vier Quarteback-Sacks bei 24 Passversuchen. Eine Situation, die für den Lions-Spielmacher ungewohnt war. In der ersten Woche wurde er ebenfalls noch viermal zu Boden gestreckt, anschließend gab es in den drei darauffolgenden Wochen keinen einzigen Sack.
Sollte es Goff schaffen, den Ball rechtzeitig loszuwerden, rückt der Fokus auf den hinteren Teil der Defense. Die Passverteidigung der Chiefs hatte es letzte Woche in diversen Spielzügen echt schwer mit Travis Hunter und Brian Thomas Jr. mithalten zu können. Ein Grund zur Sorge?
Ja, denn mit Amon-Ra St. Brown kommt jetzt ein ganz anderes Kaliber auf Kansas Citys Cornerbacks zu. Platz 1 aller Receiver der Liga mit nun schon sechs Touchdowns hat der Deutsch-Amerikaner inne. Defense-Koordinator Spagnuolo wird also wohl die ein oder andere Extrastunde am Schreibtisch verbringen, um ein probates Mittel gegen Vollgas-Goff finden zu können.
Doch all das wird nichts nützen, wenn Kansas City selbst nicht mit der eigenen Offense imstande ist, Punkte vorzulegen.
[–>Die Leistung von Mahomes letzte Woche konnte aber allen Chiefs Fans da draußen Mut machen. 318 Yards und 28 Punkte sind im Vergleich zu den Wochen zuvor weiter ein deutlicher Aufwärtstrend. Jetzt geht es gegen eine Defense, bei der das alte Sprichwort bezüglich der jeweiligen Betrachtungsweise „Das Glas ist entweder halb leer oder halbvoll“ mehr als passend ist. Gegen die Bengals mit ihrem Ersatzspielmacher Jack Browning ließen die Lions drei Touchdowns und insgesamt 24 Punkte zu. Beide Top-Receiver der Bengals sammelten dabei jeweils locker 80 und mehr Yards ein.
Detroit hat seine Schwächen in der Defense. Kann aber auch durch seinen Passrush den Unterschied machen. Es wird also auf Mahomes und den Offensiv-Plan der Chiefs ankommen, Punkte einsammeln zu können. Sollte Detroit jedoch es schaffen, schnell in Führung zu gehen, wird es mehr als schwer für die Chiefs, den dritten Sieg dieser Saison einzufahren.
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[–>Mehr NFL gibt es im Podcast. Jeden Montag und Freitag nehme ich hier mit meinem Kollegen Mike Stiefelhagen alles unter die Lupe, was rund um den Spieltag Thema ist. Von der Analyse der einzelnen Partien bis hin zu den neuesten News ist immer alles dabei, was das Football-Fanherz begehrt.
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