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Wirtschaft schlägt Alarm: Wie wenig Arbeit können wir uns leisten? | Politik


Die Wirtschaft schmiert ab – aber nur die wenigsten Deutschen wollen mehr arbeiten. Lediglich 9 Prozent der Deutschen sind bereit, mehr zu malochen. Mehr als doppelt so viele (22 Prozent) wollen hingegen weniger arbeiten, für 44 Prozent ist genauso viel Arbeit okay (INSA).

Gleichzeitig schlagen die wichtigsten Wirtschaftsexperten Alarm! Die deutsche Wirtschaft ist auf Schrumpfkurs (2024 ein Mini-Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent). „Eine bis zuletzt zähe konjunkturelle Schwächephase mit schwindenden Wachstumskräften“, so die Experten in ihrem Wachstums-Gutachten.

Kann sich Deutschland jetzt eine Füße-Hoch-Mentalität leisten?

BILD fragte Fans und Gegner der Arbeitszeit-Verkürzung!

Dagegen

▶︎ Industrie- und Handelskammer-Chef Peter Adrian (67): „Mehr Arbeit bringt mehr Wohlstand – das gilt für jeden Einzelnen, für jedes Unternehmen und für das ganze Land.“ Zugleich gebe es gute Gründe, warum Menschen weniger arbeiten als andere. Doch: „Gesamtwirtschaftlich kann die Maxime aber nicht lauten, dass alle weniger arbeiten.“

▶︎ Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (60) fordert gegenüber BILD: mehr Netto vom Brutto, um die Arbeitsmotivation zu steigern. „Arbeit muss sich wieder lohnen.“ Er mahnt mit Blick auf die alternde Gesellschaft: „Wir müssen mehr arbeiten – sonst fehlt uns auch das Geld für Sozialstaat und Landesverteidigung.“

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (60)

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (60)

Foto: NIELS STARNICK / BILD

▶︎ Marie-Christine Ostermann (46), Chefin des Verbandes der Familienunternehmer: „In Deutschland muss das Aufstiegsversprechen gelten. Das ist entscheidend für die Motivation, zu arbeiten.“

Marie-Christine Ostermann (46), Chefin des Verbandes der Familienunternehmer

Marie-Christine Ostermann (46), Chefin des Verbandes der Familienunternehmer

Foto: Anne Großmann Fotografie

Unsere europäischen Nachbarn sind viel fleißiger als wir

Arbeits-Appell von Deutschlands Top-Arbeitgebervertreter – auch mit Blick auf unsere europäischen Nachbarn.

Die sind nämlich viel fleißiger. EU-weit wird im Schnitt rund zwei Stunden mehr pro Woche geschuftet (37,5 Stunden) als in Deutschland (35,3 Stunden). U. a. die Griechen, Franzosen, Tschechen: alle arbeiten sie länger.

Mittelstands-Union-Chefin Gitta Connemann (59, CDU): „Deutschland muss mehr arbeiten – nicht weniger.“ Es gebe zu wenige Fachkräfte. „Deutschland braucht wieder eine neue Leistungskultur.“

Dafür

Verdi-Chef Frank Werneke (56): Besonders in belastenden Dienstleistungsberufen (Pfleger, Erzieher) sollte es die Möglichkeit zur Arbeitszeitreduzierung geben, „weil sie die Dauerbelastungen physisch und psychisch nicht mehr ertragen können“.

Nadine Boguslawski (46), IG Metall-Vorstand, zu BILD: „Beschäftigte wollen selbst entscheiden können, welche Arbeitszeit zu ihrer aktuellen Lebensphase passt.“ Und weiter: „Gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Lage können kürzere Arbeitszeiten eine Antwort für sichere Arbeitsplätze sein.“

Expertenurteil

Professor Enzo Weber (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung): „Ich würde davon abraten, die 35 Stunden für alle festzulegen.“ Grund: „Damit würden wir gut fünf Prozent unserer Arbeitskapazität verlieren.“

Sein Urteil: „35 Stunden einheitlich per Gesetz oder per Tarif festzulegen, schadet der Wirtschaft.“


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