Wird das noch was? Wagenknecht schickt Liebesgrüße an Kretschmer | Politik
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW, derzeit in Sachsen bei 11 % in Umfragen) hat am Samstag seine Kandidaten für die Landtagswahl (1. September) bestimmt. An der Spitze der Liste stehen die frühere Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (63) und der Hochschulprofessor Jörg Scheibe (61). Und beide machten vor 52 handverlesenen Delegierten klar: „Wir wollen mitregieren.“
Genau wie die Namensgeberin und Parteichefin selbst. Die war eigens nach Dresden geeilt, um ihre Mitstreiter einzuschwören.
Die Location – eine Elbe-Schiffswerft – ist bewusst gewählt. „Hier entsteht was, wir bauen noch, schweißen was zusammen, wollen es wissen“, heißt es von den Delegierten. Dabei kommt das BSW durchgestylt, professionell und bemerkenswert diszipliniert daher. Schließlich will man ab Herbst mitregieren. „Wir werden die Regierung, wir werden den Landtag verändern“, so die Ansage von Landeschefin Zimmermann zum Auftakt.
Die Programmdebatte vor dem eigentlichen Listenparteitag dauerte gerade mal zweieinhalb Stunden. Antrag – Abstimmung – Zustimmung – zack –fertig. Fast so, wie seinerzeit bei der FDJ, wenn die ihre GOL (Grundorganisationsleitung) wählte.
Dann fließender Übergang zum Catering. Schnittchen, Thaicurry, Spargelsuppe, feines Gebäck. Und alles gratis, „um die Wartezeit auf Sahra zu überbrücken“, wie es heißt. Auch Optik, Deko und das Drumherum beim Parteitag in der ehemaligen Werfthalle – alles vom Feinsten. Passend zu Sahra Wagenknecht (54), die perfekt gestylt im kleinen Schwarzen gegen 13 Uhr einschwebt.
Wenig später, am Rednerpult, macht auch sie klar: „Wir wollen bei den Landtagswahlen so stark abschneiden, dass an uns keiner mehr vorbeikommt.“ Dafür habe man „ein professionelles Programm“. Die Forderungen: Unterricht in der Grundschule ohne Smartphones oder Tablet, eine medizinische Hochschule in Sachsen gegen den Ärztemangel, Stopp unkontrollierter Einwanderung, Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber und ein Landtags-Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik.
Und dann: immer wieder Flirtattacken in Richtung Sachsen-Premier Michael Kretschmer (49, CDU). Der fahre ja beim Thema Ukraine und Russland einen anderen Kurs als etwa Friedrich Merz mit seinen Taurus-Raketen, lobt sie. Und auch Kretschmers Grünen-Bashing nimmt Wagenknecht dankbar auf. Deren Regierungsbeteiligung wären „der Worst Case für Sachsen“, so Wagenknecht im Kretschmer-Sound. „Neue Politik gibt es nur mit dem BSW.“
Klingt fast wie ein Verlobungsantrag à la „Willst du mit mir gehen?“. Blöd nur, dass der sperrige Sachse zuletzt so ganz und gar nicht auf die Avancen einstieg.
Er wisse ja gar nicht, wer diese BSW-Leute sind, beschied Kretschmer unlängst in vertraulichen Runden. Wagenknecht allerdings kenne er noch aus seiner Zeit im Bundestag. Er erinnere sich, „dass die Temperatur um fünf Grad gefallen sei, wenn sie etwa in den Fahrstuhl mit ihm stieg“. Klingt nicht nach heißer Leidenschaft.
Doch Wagenknecht pariert auch das, spielt den Frostig-Vorwurf zur CDU zurück. „Es kann natürlich sein, dass es vorher die Rede eines CDU-Politikers gab – mit Rentenkürzung, Sozialkürzung und Aufrüstung, und dass dann vielleicht meine Ausstrahlung nicht sehr warm war.“ Aber natürlich werde es Gespräche geben nach der Sachsen-Wahl, an denen sie dann auch teilnehmen will.
Sagt’s und betont: „Ein Ministeramt strebe ich aber nicht an.“ Auch das womöglich eine subtile Botschaft an Kretschmer. Der muss dann beim Regieren nicht frieren.
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