Tschechen heben Netzwerk aus: Bestach der Putin-Freund auch deutsche Politiker? | Politik
Tschechien ist offenbar ein Schlag gegen ein Russen-Netzwerk gelungen, das Geld an Politiker in Westeuropa gezahlt hat. Nach BILD-Informationen aus Prag sollen auch deutsche Politiker darunter sein: mindestens einer von der Moskau-nahen AfD. Tschechische Medien berichten von zwei.
► Ziel des Netzwerkes nach Angaben aus dem tschechischen Inlandsgeheimdienst BIZ: prorussische Politiker für die Europa-Wahl zu fördern oder die Meinung gegen die Ukraine und westliche Waffenlieferungen dorthin zu beeinflussen.
Das Geld soll – bar und als Kryptowährung – im Umfeld des Senders „Voice of Europe“ (dt.: „Stimme Europas“) geflossen sein, dem auch AfD-Politiker wie EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah (47) und der Mann auf dem Listenplatz hinter ihm, der gebürtige Tscheche Petr Bystron (51), prorussische Interviews gegeben haben.
Krah bestritt am Abend gegenüber BILD, Geld bekommen zu haben („selbstverständlich nicht“). Er habe ein Interview in Prag gegeben im September 2023, ein Zweites in Straßburg im Winter. Krah zu BILD: „Reichweite nehme ich gerne, die geben uns diese neuen, auf Europa fokussierten Portale, die meist in mittel- und Osteuropa sitzen.“
Gegenüber BILD hieß es am Abend aus Prag, Geld sei „auch auf tschechischem Boden übergeben worden“ – auch an „anti systemische Parteien in Deutschland“. Gemeint offenbar nicht nur die AfD.
Betrieben wird das Netzwerk von dem ukrainischen Milliardär Wiktor Medwedtschuk (69), einem engen Freund von Kreml-Führer Waldimir Putin (71). Putin ist Patenonkel eines Medwedtschuk-Kindes. Der Pro-Moskau-Ukrainer gilt als einer der Urheber der Invasionspläne Putins. Zumindest habe Medwedtschuk den Kreml-Führer gedrängt und bestärkt, einzumarschieren.
Medwedtschuk, der ebenfalls aus der Ukraine stammende pro-russische Politiker Artjom Martschewski und ein Pole, so Prager Offizielle, stünden hinter dem Sender „Voice of Europe“ und dem Moskau-Netzwerk.
Eine Liste mit Namen von mutmaßlich bestochenen Politikern werde derzeit bearbeitet und von den Nachrichtendiensten und Staatsanwaltschaften in deren Heimatländern geprüft, erfuhr BILD.
Demnach sind Politiker aus mindestens sechs EU-Staaten betroffen – Tschechien selbst nicht: Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, Ungarn und Polen. Weitere Ermittlungen liefen noch.
Am Montag und Dienstag hätte die tschechische Spionageabwehr BIZ letzte Informationen aus der Ukraine und von einem weiteren Partner-Nachrichtendienst erhalten. Am Mittwoch trafen sich dann überraschend Präsident Petr Pavel und BIZ-Chef Michal Koudelka. Die gesamte Überwachungsaktion sei vor Monaten angelaufen. Die Nachrichtendienste der Heimatländer der Verdächtigen seien rechtzeitig eingebunden worden.
Der BIZ selbst teilte auf Twitter mit: „Heute hat die Regierung der Tschechischen Republik auf der Grundlage von Informationen, die der Sicherheitsinformationsdienst erhalten hat, drei Einrichtungen, zwei natürliche Personen und eine juristische Person, auf die nationale Sanktionsliste gesetzt. Wir waren in der Lage, die Aktivitäten eines von Russland finanzierten Einflussnetzwerks in der Tschechischen Republik aufzudecken und zu kartieren. Die BIS-Aktion hat gezeigt, wie Russland auf dem Gebiet der Länder der Europäischen Union Einfluss nimmt und wie es versucht, politische Prozesse in unseren Ländern zu beeinflussen.“
Bei allen auf die Sanktionsliste gesetzten Unternehmen und Personen handelt sich um Mitglieder des Moskau-Netzwerkes um Putin-Kumpel Medwedtschuk.
Apsny News