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Der René-Benko-Clan: Wo das Geld in der Familie bleibt | Politik


Vom Sonnenkönig und Überflieger der Investoren zum brutal abgestürzten Ikarus der Finanzwelt: Der österreichische Unternehmer René Benko (46) hat sein milliardenschweres Signa-Imperium in den Ruin getrieben.

Tausende Mitarbeiter, u. a. Beschäftige der Galeria Karstadt Kaufhof, verloren wegen seines Missmanagements ihren Job. Hunderte Gläubiger fürchten um Investitionen. Benko hinterließ einen Schuldenberg von mehreren Milliarden Euro.

Er selbst hat als Unternehmer im März Insolvenz angemeldet. 28 Gläubiger forderten rund zwei Milliarden Euro von ihm. Dagegen sind die zwei Millionen Steuerschulden beim österreichischen Fiskus geradezu Kleingeld.

Doch die Forderungen an den Unternehmer könnten noch viel höher ausfallen. So hat der arabische Staatsfonds Mubadala versucht, 713 Millionen Euro von Benko und von Signa-Gesellschaften einzutreiben, scheiterte jedoch mit einem Eilverfahren.

Benko flog um die ganze Welt, öffnete die Taschen einflussreicher Geldgeber. Noch vor wenigen Jahren wurde er auf mehr als 5 Milliarden Euro geschätzt. Nach der Insolvenz seines Signa-Imperiums hat Benko laut Forbes inzwischen keinen einzigen Euro mehr.

René Benko gibt sich selbst als geradezu verarmt. Vor Gericht ließ der einstige Vorzeigeunternehmer über seine Anwälte ausrichten: Er selbst habe weder Kunst, Autos noch anderweitiges Vermögen.

Diese Warnung schickte Benkos Anwalt per E-Mail an seinen Mandanten

Diese Warnung schickte Benkos Anwalt per E-Mail an seinen Mandanten

Foto: krone.at

In Österreich ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft unter dem Verdacht des schweren Betrugs, der Geldwäsche sowie mehrerer Insolvenzdelikte gegen den einstigen Giga-Investor. Auch in München laufen Ermittlungen.

Wahrheit oder Schmäh? Hat der arme Herr Benko wirklich nichts mehr? Das muss jetzt Masse-Verwalter Andreas Grabenweger klären und nachweisen, was René Benko selbst, was seiner Frau Nathalie (41) und verschiedenen Stiftungen gehört.

Eine Sisyphusaufgabe! Denn René Benko hat unter seinem Stiftungsdach ein ausgetüfteltes Verschiebe-System aufgebaut. Neben der „Laura Privatstiftung“, die er nach seiner ältesten Tochter aus erster Ehe benannt hat, sind inzwischen auch die „Arual“-Stiftung, die „INGEBE Stiftung“ und die „Familie Benko Privatstiftung“ bekannt. Allein letztere hat offene Verbindlichkeiten in Höhe von 854 Millionen Euro.

René Benko mit seiner Mutter Ingeborg. Sie ist auf dem Papier der Kopf der „Laura Privatstiftung“

René Benko mit seiner Mutter Ingeborg. Sie ist auf dem Papier der Kopf der „Laura Privatstiftung“

Foto: Privat

Benko legte wie wild Gelder an, gründete Hunderte Unterfirmen und verschob sein Vermögen im Zickzackkurs. Frei nach dem Motto: Linke Tasche, rechte Tasche, Hauptsache das Geld bleibt in der Familie.

Eine zentrale Rolle spielt dabei seine Mutter Ingeborg (73). Sie ist auch der Schlüssel zu Benkos „Laura Privatstiftung“. BamS liegen Unterlagen der in Österreich ansässigen Benko-Stiftung vor.

Darin heißt es u. a.: „Zu Lebzeiten und bei Geschäftsfähigkeit der Stifterin Ingeborg Benko werden sämtliche von Gesetzes wegen und aufgrund der Stiftungsurkunde und der Stiftungszusatzurkunde den Stiftern vorbehaltene Rechte von der Stifterin Ingeborg Benko allein ausgeübt, sofern diese lebt und voll geschäftsfähig ist.“

Der österreichischen „Kronenzeitung“ liegen brisante E-Mails zwischen René Benko und seinem Anwalt Nikolaus Arnold vor. Sie belegen, wie sich der einstige Ösigarch Millionen aus der Stiftung von seiner Mutter „schenken“ ließ.

Ein Beispiel aus Dezember 2015 zeigt demnach: Benko und sein Anwalt diskutieren über eine bevorstehende Schenkung seiner Mutter in Höhe von 10,99 Millionen Euro. Nur wenige Tage später sollen 15 Millionen verschenkt worden sein.

Der beigefügte Schenkungsvertrag zwischen Mama Benko und ihrem Sohn

Der beigefügte Schenkungsvertrag zwischen Mama Benko und ihrem Sohn

Foto: krone.at

Man fragt sich: Woher kommt das ganze Geld von Mama Benko? Handelt es sich dabei um Stiftungsgelder? Von ihrem Gehalt als Kindergärtnerin oder ihrer Rente wird sich die Innsbruckerin kein Vermögen aufgebaut haben können.

Ingeborg Benko scheint die Einzige zu sein, der der Patriarch wirklich vertraut. Und diejenige, die ihrem Sohn jetzt finanziell „aus der Patsche“ hilft. Laut „Tiroler Tageszeitung“ verdiene Benko aktuell als Beschäftigter in zwei Firmen monatlich lediglich 3700 Euro. Nur durch die Unterstützung seiner Familie – insbesondere seiner Mutter Ingeborg – könne er aktuell seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Ingeborg Benko steht ihrem Sohn in Finanzangelegenheiten sogar näher als seine eigene Frau. BamS liegt der Ehevertrag von Nathalie und René Benko vor. Darin steht u. a.: „Die Verlobten vereinbaren die Gütertrennung.“ Heißt: Im Falle einer Scheidung bekommt Nathalie vom Benko-Stiftungsvermögen – nichts.

Laut Vertrag vom 26. März 2010 steht ihr im Fall der Scheidung maximal Folgendes zu: die Übernahme der Miete bis zu 3000 Euro, monatlicher Unterhalt in Höhe von 8500 Euro, der sich auf die Hälfte reduziert, wenn Nathalie die Trennung selbst „verschuldet“. Zum Vermögen, das in der „Laura Privatstiftung“ liegt, heißt es, dass sie selbst auf Pflichtanteile „ausdrücklich verzichtet“.

Nathalie und René Benko bei ihrer Hochzeit im Jahr 2010

Nathalie und René Benko bei ihrer Hochzeit im Jahr 2010

Foto: privat

Noch scheint Nathalie Benko finanziell auf der Sonnenseite zu stehen. Der Österreicherin sollen unter anderem die „NB Immo GmbH“ und die „NB Immo Deutschland KG“ gehören. Und: René Benko soll für sie auch eine Stiftung gegründet haben, in der Nathalie laut Ehevertrag als Stifterin eingetragen ist.

Kurz vor der Hochzeit machte der Ex-Immobilien-Tycoon seiner Zukünftigen noch ein Geschenk. Nathalie habe weiter arbeiten wollen. Also finanzierte René seiner Zukünftigen über die „Dolce Vita GmbH“ einen Gastro-Betrieb im Innsbrucker Kaufhaus Tyrol.

BILD am SONNTAG liegt der Ehevertrag der Benkos vor. Darin kommt Nathalie nicht gut weg

BILD am SONNTAG liegt der Ehevertrag der Benkos vor. Darin kommt Nathalie nicht gut weg

Foto: privat

Bis 2014 war sie dort laut Unterlagen, die BamS vorliegen, als Geschäftsführerin eingetragen. 2017 übernahm Nathalies Bruder Alexander (35) die Geschäftsführung und stieg in die Firma ein. Den Rest hält die „Laura Privatstiftung“.

Das Prinzip linke Tasche, rechte Tasche wendete René Benko anscheinend auch bei seinem Zuhause an. Die „Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG“ kaufte das Grundstück samt damaligem Hotel in Igls (bei Innsbruck) für 11,1 Millionen Euro. Das Hotel wurde abgerissen, eine Luxus-Villa gebaut. René und Nathalie richteten sich dort mit ihren drei Kindern ihren Hauptwohnsitz ein. Raffiniert: Die Villa ist Eigentum der „Laura Privatstiftung“.

Genau genommen sei Benko gleichzeitig Mieter und Vermieter der Villa. So argumentiert die österreichische Partei NEOS, die Benko im Untersuchungsausschuss am 22. Mai dazu befragen will.

Der Familiensitz der Benkos: Die Protz-Villa in Igls (bei Innsbruck)

Der Familiensitz der Benkos: Die Protz-Villa in Igls (bei Innsbruck)

Foto: .

Die Miete müsse laut der Partei bei rund 1,8 Millionen Euro jährlich liegen. Ob er die Summe gezahlt hat oder steuersparend dort lebt, gilt es zu klären. Fest steht: Auch die Villa ist nicht frei von Schulden. Die Republik Österreich hat bereits im Dezember 2023 ein Pfandrecht in Höhe von rund 12 Millionen Euro eintragen lassen.

Im Benko-Clan soll niemand finanziell auf der Strecke bleiben. Neben Mama Ingeborg, Ehefrau Nathalie und Schwager Alexander profitiert wohl auch der Rest der Familie von den Benko-Millionen. Schwester Verena arbeitete in der Signa-Firmenzentrale in Innsbruck.

Papa René soll Laura (20, aus seiner ersten Ehe) das Studium samt Luxus-Leben finanzieren. Nach ihr ist auch die „Laura Privatstiftung“ benannt. Sie ist als Begünstigte eingetragen.

Laura lebt unweit ihrer Großeltern in einem Haus mit Blick über die Stadt. Auf Instagram zeigt sie ihr Luxus-Leben zwischen Pferden und Partys.

Das Geld bleibt in der Familie

Die Einzige im Benko-Clan, die leer ausgeht, ist Schwiegermutter Brigitte. Nathalies Mutter stammt selbst aus finanziell guten Verhältnissen, ist nicht auf das Geld ihres Schwiegersohnes angewiesen. Und will es auch nicht.

Seit der Hochzeit ihrer Tochter ist das Mutter-Tochter-Band zerschnitten. „Von dem Tag an war sie einfach weg“, sagt Mutter Brigitte. Zur Hochzeit war sie nicht eingeladen, davon habe sie aus der Zeitung erfahren.

Brigitte W. hat seit der Hochzeit ihrer Tochter kaum noch Kontakt zu Familie Benko

Brigitte W. hat seit der Hochzeit ihrer Tochter kaum noch Kontakt zu Familie Benko

Foto: Robert Gongoll

Brigitte W. geht hart mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn ins Gericht: „Das Geld ist ihnen zu Kopf gestiegen. René sagt, er hat nichts mehr. Das glaube ich nicht! Die haben genug Geld beiseitegeschafft. Wenn da nicht die Justiz einschreitet, leben die ihr Leben einfach weiter wie zuvor: mit Luxus-Häusern, teuren Pferden und Bodyguards.“

Die Justiz hat zumindest einen ersten kleinen Schritt gemacht. René Benko wurde vom österreichischen Bundesverwaltungsgericht zu einer sogenannten Beugestrafe in Höhe von 1500 Euro verurteilt. Grund: Am 4. April erschien er nicht wie versprochen vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Ingeborg Benko wird ihrem angeblich verarmten Sprössling diese Summe notfalls bestimmt zuschieben.

Soll BILD Ihren Informationen nachgehen? Haben Sie vertrauliche Informationen, die veröffentlicht werden sollen, um Missstände aufzudecken? Schreiben Sie uns, wir gehen der Sache nach. Postanschrift: BILD, Redaktion Investigativ, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, E-Mail-Adresse: investigativ@bild.de. Sie erreichen uns auch über unseren anonymen Briefkasten.

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