Deutsch

Ex-Minister zu Guttenberg bei Maischberger: Ich fand mich damals idiotisch! | Politik


Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (52, CSU) hat bei Sandra Maischberger (57) so offen, aber auch so selbstkritisch wie noch nie über seine schwere psychische Erkrankung gesprochen.

Anfangs habe er sich mit der Diagnose „posttraumatische Belastungsstörung“, so der einstige Hoffnungsträger der Christsozialen, sogar „vollkommen idiotisch“ gefühlt.

Ehrlichste Selbsterkenntnis

Weil, so der Ex-Minister zur Begründung, „ich ständig mit Soldaten zu tun hatte, Verantwortung für diese Soldaten getragen und gemerkt habe, durch welche Höllen diese Menschen gegangen sind.“

Deswegen habe er sich damals gedacht: „Was soll das, du Blödmann, wenn du jetzt plötzlich beginnst, dich zu beschweren über eine posttraumatische Belastungsstörung aufgrund eines vergleichsweise lachhaften Rücktritts angesichts dessen, was die durchmachen mussten!“

Der Ex-Miniaster will bei Sandra Maischberger einen Anstupser geben, dass psychisch kranke Menschen über ihre Krankheiten offen sprechen

Der Ex-Miniaster will bei Sandra Maischberger einen Anstupser geben, dass psychisch kranke Menschen über ihre Krankheiten offen sprechen

Foto: WDR/Oliver Ziebe<!–>

]–>

Vererbtes Leiden

Dabei habe er „viel zu spät erkannt“, dass er „eine ähnliche Veranlagung hatte“ wie sein Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg (1946-2018). Über ihn sagte der Ex-Minister jetzt zu Maischberger: „Er war fast ein Apokalyptiker, und ich habe mich immer gegen seinen Pessimismus gewehrt“.

Erst nach dem Rücktritt stellte sich, so zu Guttenberg, heraus: Wie beim Vater war auch beim Sohn die Depression, „lange veranlagt“, aber „ich habe das einfach nicht wahrnehmen wollen.“

Fast mit einer gewissen Fröhlichkeit

„Da habe ich mir erst mal Hilfe geholt“, berichtete der Ex-Minister. „Dafür musste ich in ein anderes Land, in die USA, wo mit psychischen Erkrankungen ganz anders, sehr viel offener umgegangen wird. Das klingt jetzt fast bizarr: Fast mit einer gewissen Fröhlichkeit!“

Denn, so sein Bericht: „Da redet man beim Abendessen mit wildfremden Menschen über diese Form der Erkrankung, wie man über eine Mandelentzündung spricht. Und wie man sich sonst einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt empfiehlt, tauscht man sich dort über den besten Therapeuten aus. Den habe ich dann auch gefunden, und war nach einem Jahr auch durchtherapiert.“

Millionen Betroffene

„Jetzt habe ich lange mit mir gerungen, ob ich darüber spreche, weil, man öffnet sich, man gibt einen Teil seines Inneren nach außen“, erklärte zu Guttenberg seinen Besuch bei Maischberger, aber: „Ich habe das Gefühl gewonnen, dass in unserem Land noch sehr verdruckst mit der Thematik umgegangen wird.“

[–>Und, so der Ex-Minister weiter, „dass viele Menschen Scham empfinden, darüber zu reden. Es sind nicht nur ein paar Hunderttausend, es sind Millionen und Abermillionen, die eine psychische Erkrankung haben. Und wenn man da einen kleinen Anstupser geben kann, damit offener umzugehen, dann ist es das vielleicht wert.“

Versöhnlichste Bilanz

„Auch wenn ich nach außen ein anderes Bild abgegeben habe“, gestand zu Guttenberg zum Schluss, „und man so der Strahlemann ist: Wenn man manchmal hinter gewisse Strahlemänner blickt, merkt man auch da, dass sich vielleicht die eine oder andere Synapse in die falsche Richtung bewegt hat.“

Sein Fazit: „Ich glaube, es wäre gut gewesen, wenn ich diese Diagnose früher zugelassen hätte. Dann wäre ich vielleicht auch ein bisschen früher rausgegangen, und vielleicht mit etwas weniger Trubel.“


Apsny News

İlgili Makaleler

Bir yanıt yazın

Başa dön tuşu