Gerhard Schröder wird 80: Scholz gratuliert dem Alt-Kanzler mit Geheim-Brief | Politik

Das kennen viele Familien: Was macht man mit dem Onkel, der hässliche Dinge sagt, schlimme Freunde hat und unappetitliche Geschäfte betreibt?

Vor diesem Problem standen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68), Kanzler Olaf Scholz (65, SPD) und die gesamte SPD. Denn ihr Genosse, Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD), wird am Sonntag 80.

Da Schröder aber weiter mit Kreml-Despot Wladimir Putin (71) befreundet sein will, immer noch in Diensten der Russen-Gas-Firma Nordstream steht und für die neue Russlandpolitik seiner Partei nur Verachtung übrig hat, ist der Umgang mit seinem Geburtstag ziemlich heikel.

Ignorieren? Anrufen? Schreiben? Als Privatperson oder auf Amtspapier?

▶︎ Der Bundespräsident entschied sich für ein sehr förmliches, offizielles Schreiben. Jahrzehnte war Steinmeier einer der engsten Weggefährten von Schröder. Doch Putins brutaler Überfall auf die Ukraine und Schröders Treue zum Kriegsführer entzweite sie. 2022, kurz nach Kriegsausbruch, machte Steinmeier in BILD öffentlich, dass er seinem alten Freund Gerd in diesem Jahr nicht zum Geburtstag gratuliert hatte. Doch nun ist es nicht irgendein Jahrestag, sondern der 80.

Mit keinem Wort erwähnt Steinmeier Schröders Verdienste als Kanzler

Steinmeier schrieb deshalb: „Sehr geehrter Herr Bundeskanzler a.D., lieber Gerd, an Deinem 80. Geburtstag übersende ich meine herzliche Gratulation und die besten Wünsche für Deine Gesundheit und die Deiner Familie. Ich wünsche Dir zu diesem besonderen Ehrentag eine schöne Feier und gute Gespräche im Kreise von Familien und Freunden. Mit herzlichen Grüßen Dein Frank Steinmeier.“

Nur „lieber Gerd“ und „Dein Frank Steinmeier“ sind handgeschrieben, der Rest gedruckt, auf offiziellem Briefpapier.

Das Schreiben zeigt den Bruch. Mit keinem Wort erwähnt Steinmeier Schröders Verdienste als Kanzler oder dankt ihm gar für die lange Zusammenarbeit. Stattdessen unpersönliche Standard-Glückwunsch-Formeln. Nur das „Du“ verrät, dass sich Jubilar und Gratulant besser kennen.

▶︎ Auch der Kanzler schickte einen Brief. „Scholz wird wie üblich gratulieren“, sagte eine Regierungssprecherin. Zu runden Geburtstagen gibt es für Amtsvorgänger ein Glückwunschschreiben aus dem Kanzleramt, unterschrieben vom Regierungschef.

Was in dem Brief drinsteht, will das Kanzleramt allerdings nicht verraten. Ob Scholz Schröder dankt oder Kritik an seiner Putin-Kumpelei übt, daraus macht der Kanzler, der mal Generalsekretär von Schröder als SPD-Chef war, ein Geheimnis.

▶︎ Der dritte Brief kommt von Saskia Esken (62) und Lars Klingbeil (46), einst Mitarbeiter in Schröders Wahlkreisbüro. Ein SPD-Sprecher: „Zu seinem runden Geburtstag haben die Parteivorsitzenden ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder schriftlich gratuliert.“ Was sie genau geschrieben haben, wollen sie nicht verraten.