Magdeburg: Neues Gerichtsgebäude für Taleb Al-Abdulmohsens Prozess | Politik

Für den bevorstehenden Prozess gegen den Magdeburg-Attentäter Taleb Al-Abdulmohsen (50) bekommt Magdeburg ein neues Gerichtsgebäude.

„Da die bestehenden Gerichtssäle in Sachsen-Anhalt den Anforderungen dieses Verfahrens insbesondere mit Blick auf die Sitzplatzkapazitäten nicht gerecht werden, war die Suche nach einem geeigneten Verhandlungsort ein zentrales Anliegen der Justiz“, erklärt ein Ministeriums-Sprecher gegenüber BILD.

Besonders die hohe Anzahl von Nebenklägern (derzeit mehr als 80) und das große öffentliche Interesse erfordern einen Neubau.

„Die Justiz Sachsen-Anhalt will diesen Menschen die Möglichkeit geben, im Rahmen der Nebenklage umfassend Gehör zu finden. Zugleich erfüllt die Justiz damit den verfassungsrechtlichen Anspruch auf eine öffentliche Strafverhandlung“, so der Sprecher.

Neubau kostet einstelligen Millionenbetrag

▶ Zum Vergleich: Beim Prozess gegen den Halle-Attentäter 2020 gab es 43 Nebenkläger. MDR und Volksstimme berichteten zuerst über den geplanten Neubau, der im dritten Quartal 2025 stehen soll.

Das neue Gebäude wird für die Dauer des Prozesses in Leichtbauweise auf einem landeseigenen Grundstück errichtet und soll Platz für mehrere hundert Personen bieten. Laut Justizministerium wird die Anlage allen sicherheits- und rechtlichen Anforderungen entsprechen.

Anklageentscheidung im Sommer erwartet

▶ Die Kosten für den Bau und Betrieb des Interimsgebäudes werden auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt.

Ursprünglich prüfte eine Arbeitsgruppe Optionen wie die Nutzung bestehender Hallen, darunter die Magdeburger Messehalle und die kürzlich sanierte Hyperschale. Sicherheitsbedenken führten jedoch zur Entscheidung für einen Neubau.

Die Ermittlungen gegen den Attentäter, der im Dezember 2024 mit einem Fahrzeug in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt raste, dauern an. Eine Anklageentscheidung wird im Sommer erwartet. Ein forensisches Gutachten ist in Arbeit, jedoch bisher nicht abgeschlossen. Bei dem Attentat wurden sechs Menschen getötet und 327 verletzt.

Es ist keineswegs der erste Neubau eines Gerichtsgebäudes. Für den derzeit in Frankfurt laufenden Reichsbürgerprozess wurde ebenfalls eine Leichtbauhalle errichtet. Ein weiteres neues Gebäude entstand in Siegburg (NRW) für den Cum-Ex-Prozess. Auch in Italien entstanden in der Vergangenheit immer wieder Neubauten für spektakuläre Prozesse. So 1986 in Palermo ein bunkerähnlicher Gerichtssaal aus Stahlbeton für den Maxi-Prozess gegen die Cosa Nostra.