Legt ein Streit im Haushaltsausschuss die modernste Ausbildungsstätte des Heeres lahm? Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD) kann sich bislang nicht gegen die SPD-Haushälter durchsetzen, die einen Weiterbetrieb des Gefechtsübungszentrums Heer in Kooperation mit Saab blockieren.
Eigenbetrieb wäre 100 Millionen Euro teurer
Das Gefechtsübungszentrum Heer auf dem Truppenübungsplatz Altmark bei Gardelegen (Sachsen-Anhalt) ist eine der wichtigsten Ausbildungsstätten der Bundeswehr: Hier werden Soldaten auf Auslandseinsätze vorbereitet.
Auf dem riesigen Gelände können unter realistischen Bedingungen Tausende Soldaten trainieren, darunter sind oft auch Angehörige von Partnerstreitkräften.
Doch die Weiterführung des Gefechtsübungszentrums steht derzeit in den Sternen.
Grund: ein Streit im Haushaltsausschuss über den zukünftigen Betreiber. Bislang wird die Technik von einem deutschen Ableger des schwedischen Konzerns Saab bereitgestellt, 2019 wurde beschlossen, dass die Bundeswehr dies ab 2026 selbst übernehmen soll.
Dies allerdings würde neuen Berechnungen zufolge deutlich teurer werden: Laut der letzten Berechnung aus dem Jahr 2021 kämen Mehrkosten von mehr als 100 Millionen Euro auf die Bundeswehr zu.
Bei den realitätsnahen Übungen werden auch Schützenpanzer wie der Marder oder schwere Kampfpanzer wie der Leopard 2 eingesetzt
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow
Unklar ist auch, ob die laserbasierten Simulationssysteme dann weiter ausgebaut werden.
So befindet sich auf dem Gelände auch die Übungsstadt Schnöggersburg mit 500 Gebäuden. Hier können Hunderte Soldaten gleichzeitig den urbanen Kampf trainieren, allerdings sind bisher nur wenige der Gebäude an das Simulationssystem angeschlossen.
Im Verteidigungsministerium plädierte Staatssekretär Benedikt Zimmer für die Fortsetzung der Kooperation mit Saab, doch die SPD-Haushälter ließen sich nicht umstimmen.
Schließlich schaltete sich auch Verteidigungsminister Boris Pistorius ein, versuchte seine Parteifreunde in den vergangenen Wochen bei persönlichen Treffen umzustimmen – ohne Erfolg.