Dynamo Dresden: Legende wird 65! Was Minge wirklich glücklich macht | Sport

Er war bei Dynamo Dresden Spieler, Trainer, Sportchef – und ist heute eine Legende: Ralf Minge feiert am Mittwoch seinen 65. Geburtstag!
Der frühere Top-Stürmer spielt das aber gleich mal runter: „Für mich ist das eine Randnotiz.“ Eine große Party lässt er deshalb auch nicht steigen. „In naher Zukunft wird´s eine kleine, gemütliche Feier mit Familie und den besten Freunden geben, das reicht.“
Was geht ihm durch den Kopf, wenn er die bisherigen 65 Jahre Revue passieren lässt? „Dass ich von der Gesamtbilanz zufrieden sein kann mit dem Leben. Ich habe eine tolle Familie mit Kindern und Enkelkindern, die ihren Weg gehen, bin gesund und kann in den Spiegel blicken“, sagt Minge. „Wenn ich könnte, würde ich den Status Quo einfrieren, damit es noch lange so bleibt.“
Dass er irgendwann mal zum Dynamo-Idol werden würde, war für ihn als Jugend-Kicker undenkbar. „Das wäre größenwahnsinnig gewesen, der Zug war eigentlich abgefahren.“
Durch seine Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker mit Abitur in Freital trainierte Minge drei Jahre quasi für sich alleine, um dann am Wochenende für die TSG Gröditz zu spielen. „Dass ich teilweise Verhaltensmuster eines Einzelsportlers zeige, stand sogar in meiner Stasi-Akte“, kann er heute darüber schmunzeln.
„Das war ziemlich surreal“
„Eigentlich war ich von der Bildfläche verschwunden. Was dann passierte, war ziemlich surreal.“ So wie sein erstes Dynamo-Tor in der DDR-Oberliga bei Chemie Böhlen nur wenige Monate später. Das war 1980 – und er hat es noch heute genau im Kopf: „Ich wurde eingewechselt, Flanke von Gerd Heidler, Trainer Gerhard Prautzsch ruft ihm noch zu, er soll warten. Und sieben Sekunden später stand es 1:0.“
Es war der Beginn einer großen Karriere bei der SGD mit Titeln und Triumphen bis hin zum DDR-Nationalspieler. Sein schönstes Erlebnis? „Schon die Pokal-Endspiele gegen den BFC Dynamo, auch die Europacupspiele. Zum Beispiel gegen Viktoria Bukarest.“ 1989 zog Dresden gegen die Rumänen zum ersten und einzigen Mal in ein EC-Halbfinale ein, beim 4:0 im Rückspiel traf Minge doppelt.
Der einstige Top-Stürmer bestritt 222 Spiele für Dynamo, schoss dabei 103 Tore
Auch bei den schlimmsten Niederlagen sind die Cup-Spiele ganz vorn: „Gegen Bayer Uerdingen oder Rapid Wien, als du gefühlt schon weiter warst.“ Den Dynamo-Abstieg aus der Bundesliga 1995, den er als Trainer mitgehen musste, nennt er dagegen nicht. „Natürlich war das extrem bitter, aber ein schleichender Prozess, ein langsamer Tod über Monate. Mit Lizenzentzug und allem Drum und Dran.“
Vor fünf Jahren zog sich Minge als Sportchef bei seinem Herzensverein zurück. Ein Comeback schließt er Stand jetzt aus. „Das war ja eine bewusste Entscheidung. Ich wollte nicht mehr 150.000 Kilometer im Jahr im Auto sitzen, von früh bis spät telefonieren und nachts schweißgebadet aufwachen. Alles zu seiner Zeit.“
Keine Rückkehr zum Herzensverein
Auch als Präsident oder Aufsichtsrat sieht er sich eher nicht. „Ich bin kein Winke-Winke-Onkel, auch kein Aufpasser.“ Minge war und ist ein Entscheider – und deshalb mit seinem jetzigen Job als Abteilungsleiter vom Sportpark Ostra zufrieden. „Zumal ich hier ein wirklich tolles Team habe.“ Dort kann er Dinge bewegen, ohne dass ihn der Stress auffrisst. So bleibt genug Zeit für die Familie.
Zum Beispiel für seinen Enkelsohn Mateo, der bei Dynamo Dresden inzwischen in der B-Jugend kickt. „Darüber freue ich mich einfach, schaue ihm gerne bei den Spielen zu. Ohne dass ich schlaue Kommentare gebe. Er liebt den Fußball, gibt Gas, ist ein echter Teamplayer. So wie damals auch mein Sohn Stefan.“
Danach ist Schluss! Zumindest mit dem BILD-Gespräch. „Jetzt muss noch der Parmesan ins Kürbisrisotto“, sagt Hobby-Koch Minge, der gerade das Abendessen zubereitet.
Die Dynamo-Legende ist halt gerade raus und am liebsten sowieso Familienmensch – und vielleicht auch deshalb nach wie vor so geschätzt und beliebt…
Apsny News