FDP will Acht-Stunden-Tag kippen: SPD fürchtet um Schutz der Arbeitnehmer | Politik
Die Ampel diskutiert über Arbeitszeit: FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler (37) hat sich für die Abschaffung des Acht-Stunden-Tags ausgesprochen – SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt (51) hingegen sieht darin eine Gefahr für „den Schutz der Arbeitnehmer“.
Köhler hatte mehr Flexibilität gefordert: Die Tageshöchstarbeitszeiten sollten abgeschafft und „nur noch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit“ festgeschrieben werden, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Der Acht-Stunden-Tag sei demnach ein „fossiles Dogma aus einer Zeit, in der die Sorge vor Ausbeutung massiv war“. Die Zeiten hätten sich aber geändert.
Das sieht Schmidt anders. Die SPD-Politikerin fürchtet, dass ein Wegfall der Tageshöchstarbeitszeiten hauptsächlich zulasten von Frauen gehen könnte.
Schmidt sieht in längeren und flexibleren Arbeitszeiten „vor dem Hintergrund der immer noch unzureichenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder eine zusätzliche Hürde, insbesondere für Frauen“, so die SPD-Abgeordnete zu BILD. Das verschärfe den Fachkräftemangel, statt ihn zu lösen.
„Die Aufweichung des Acht-Stunden-Tags fördert ein Einverdienermodell“, fürchtet die Vize-Fraktionschefin, „das sich nur wenige leisten können“.
Köhler hatte die Anpassung des Arbeitszeitgesetzes gefordert, da es noch aus einer Welt ohne Homeoffice käme. Die exakte Erfassung der Arbeitszeit gehe an der Lebensrealität der Menschen vorbei, glaubt der FDP-Vize: „Da gibt es mal einen Tag, an dem mehr zu tun ist. Dafür gibt es mal einen anderen Tag, an dem man früher aus der Arbeit will, weil man die Kinder abholen möchte.“
App-User kommen hier zur Arbeitszeit-Umfrage.
▶︎ Köhler meint: Um insgesamt die Produktivität zu steigern, müssten die Menschen in ihrem Arbeitsalltag entlastet werden.
▶︎Schmidt betont: „Flexibilität darf nicht zulasten der Gesundheit gehen. Stattdessen sollten wir moderne Arbeitszeitmodelle fördern, die den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Beschäftigten gerecht werden.“
Köhler forderte auch, bei den vorgeschriebenen Pausen und Ruhephasen „keine starren Vorschriften“ mehr zu machen. Viele Menschen „brechen“ bereits jetzt das Arbeitszeitgesetz, weil dadurch ihr Leben entspannter sei. „Diese Flexibilität sollte nicht mehr illegal sein.“
Die Gefahr einer Ausbeutung sehe er nicht, eher eine Chance, dass sich „mehr Menschen zum Arbeiten entschließen, wenn alles flexibler wird“.
Die FDP hatte erst kürzlich mit einem Vorstoß zur steuerlichen Begünstigung von Überstunden für Diskussionen gesorgt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte das als „verrückte Idee“ abgelehnt.
Schmidt betont in BILD: „Ich würde mich schon freuen, wenn jede Überstunde erfasst und bezahlt würde, statt Überstunden steuerfrei zu stellen, was nur zu systematischer Mehrarbeit und langfristig schlechteren Arbeitsbedingungen führen würde.“
Apsny News