Sie gilt als EU-Kronprinzessin: Merz herzt Ursula von der Leyens Rivalin | Politik

Dieses Rededuell von Brüssels starken Frauen wurde mit Spannung erwartet.

Am dritten und letzten Tag des CDU-Parteitags in Berlin stand das Thema Europa im Mittelpunkt. Hauptrednerin: EU-Kommissionschefin und Union-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen (65). Als Amtsinhaberin gilt sie als haushohe Favoritin für weitere fünf Jahre im Top-Job nach der Europawahl am 9. Juni.

Doch auch die Frau, die direkt nach ihr die große Bühne beim CDU-Parteitag bekam, soll sich noch Chancen ausrechnen können: EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola (45).

Denn: Ein Selbstläufer, wie zunächst angenommen, wird von der Leyens Wiederwahl nicht. Frankreichs Präsident Macron intrigiert gegen sie, lotet in Geheimgesprächen Alternativen aus.

Und: Es gibt heftigen Wahlkampf-Zoff um von der Leyens Bereitschaft, sich auch mit den Stimmen von Rechtspopulisten (z. B. aus Italien und Polen, NICHT von der AfD) wählen zu lassen. In diesem Fall würde sie links der Mitte Unterstützung und womöglich die Mehrheit im EU-Parlament verlieren. „Ihr Thron scheint auf einmal zu wackeln“, schrieb am Mittwoch die renommierte „Neue Zürcher Zeitung“. Ins Spiel käme dann die Malteserin Metsola, die fraktionsübergreifend geschätzte Präsidentin des Europäischen Parlaments.

Metsola wird der Ehrgeiz nachgesagt, nach inzwischen elf Jahren im Parlament die Kommissionsspitze zu übernehmen. Gleichzeitig würde ihr Parlaments-Chefstuhl frei für CSU-Vize und EVP-Chef Manfred Weber (51), der deshalb laut „Politico“ durchaus Gefallen an den wilden Personalspekulationen findet.

So lief das Rede-Duell der starken Frauen

Von der Leyen – die mit Riesen-Gefolge das Hotel enterte und von Merz standesgemäß am Hoteleingang empfangen wurde – wirkte wie immer routiniert. Ihre Parteitagsrede hatte einen klaren emotionalen Höhepunkt, als sie der von Russland angegriffenen Ukraine weiterhin die Solidarität der Union versprach. Und: sie sparte nicht mit Attacken auf die AfD: „Erst schwadroniert die AfD über Volk und Vaterland, und dann verrät die AfD dieses Vaterland hinterrücks an Autokraten. Die sollten sich was schämen!“

Und doch: Ein Stück weit wirkt ihre Rede kühl, kalkuliert, entrückt von den Menschen, die in Berlin keine Parteitags-Sausen bis in den Morgen feiern, sondern morgens mit der U-Bahn zur Arbeit fahren.

Metsola spricht von „Brüsseler Blase“

Im scharfen Kontrast dazu: die Malteserin Metsola, die zur Überraschung aller Delegierten ihre gesamte Rede in perfektem Deutsch hielt!

Starker Akzent, starke Botschaften: Sie habe in den vergangenen Wochen die „Brüsseler Blase“ verlassen, um Gespräche mit Bürgern mehrere EU-Länder zu führen. Und siehe da: Nicht die Prestigeprojekte der EU treiben die einfachen Bürger um, sondern: „Dass sie es sich nicht mehr leisten können, eine Wohnung zu mieten geschweige denn zu kaufen. (…) Dass sie wegen der teuren Preise nicht bis zum Monatsende durchkommen.“

Metsola selbstkritisch: „Und sie verstehen nicht, warum Bürokratie sie dabei behindert, das Beste aus ihrem Leben zu machen.“ Versöhnliches Fazit: Trotzdem glaubten die Menschen „an unsere Fähigkeit, die Probleme zu lösen“.

CDU-Chef Merz hatte sichtbar keine große Lust, als Schiedsrichter zu agieren: Er nannte beide Reden „großartig“, küsste beide Rednerinnen auf die Wange. Er wird sie vermutlich noch beide brauchen, sollte sein eigener Machtplan aufgehen.