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BILD kennt die Memoiren: Das dachte Schäuble wirklich über Merkel, Merz und Leyen | Politik


Selten hat das ehemalige und aktuelle Führungspersonal der Union einem Buch so entgegen gezittert wie den Memoiren der an Weihnachten verstorbenen CDU-Legende Wolfgang Schäuble (erscheinen Montag bei Klett-Cotta, 38 Euro).

Tatsächlich sind Schäubles Urteil und seine genauen Erinnerungen an Begebenheiten, Eigenarten und Politikstil für die Betroffenen nicht immer schmeichelhaft.

BILD kennt das Buch und verrät, was Schäuble über seine wichtigsten Weggefährten in der CDU/CSU wirklich dachte.

Angela Merkel

Die 69 Jahre alte Altkanzlerin Angela Merkel kommt in Schäubles Werk überraschend gut weg – denn Streit hatten die beiden ja oft. Schäuble schreibt über seine Entscheidung, Merkel als Generalsekretärin in die CDU-Führung zu holen: „Zu meiner Freude und Erleichterung sagte sie ohne Zögern zu. Vielleicht war sie ein wenig überrascht, aber sie besaß Gestaltungswillen und vermittelte mir auf erfrischende Weise, dass sie die Herausforderung des Amtes mit Engagement angehen werde. Vermutlich hatte ich damit die beste (und wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: folgenreichste) Entscheidung meiner Amtszeit getroffen. Ich sollte sie zu keinem Zeitpunkt bereuen. Angela Merkel war ein Glücksfall.“ Mehr noch: „Den Aufstieg in höchste politische Ämter traute ich Angela Merkel durchaus zu. Ich wusste, dass sie klug, umsichtig und ehrgeizig genug war, ihren eigenen Weg zu gehen.“

Konnten sich aufeinander verlassen: Angela Merkel und Wolfgang Schäuble 2011 im Bundestag

Konnten sich aufeinander verlassen: Angela Merkel und Wolfgang Schäuble 2011 im Bundestag

Foto: picture alliance / SvenSimon<!–>

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Das Verhältnis der beiden war auch nach Schäubles Rücktritt und seinem raschen Comeback als Minister unter Merkel von Respekt voreinander und von Loyalität geprägt: „Merkel sicherte mir zu, das erste Ressort, das die CDU besetzen könne, frei wählen zu dürfen. Sie hat, woran ich auch nicht gezweifelt hatte, Wort gehalten.

[–>Aber Schäuble schreibt auch: „Zum inneren Zirkel Merkels gehörte ich nie.“ Schäuble erinnert einen gemeinsamen Kino-Besuch mit Merkel 2012 („Ziemlich beste Freude“): „Es machte wie immer Freude, Zeit mit ihr zu verbringen – sie hat Witz, kennt sich in vielen Dingen aus, ist einfach eine durch und durch angenehme Gesellschaft.“ Ihr Verhältnis zueinander sei auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise ab 2015 dann aber „strapaziert“ worden. So habe sich Merkel „verrannt“, als sie jeder Möglichkeit „einen Riegel“ vorschob, „die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien zu begrenzen“. Dennoch habe er jedes Ansinnen, Merkel zu stürzen (unter anderem vorgeschlagen vom CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber), „kategorisch abgelehnt“.

Schäuble kritisiert außerdem, dass Merkel nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft nicht genug „Verbundenheit“ mit ihrer Partei „aufzubringen vermag“. „Dass sie dabei sogar treue politische Gefährten meidet, tut fast schon weh.“

Wolfgang Schäuble bei der Stabübergabe als Unionsfraktionschef an Friedrich Merz  im Jahr 2000

Wolfgang Schäuble bei der Stabübergabe als Unionsfraktionschef an Friedrich Merz im Jahr 2000

Foto: Michael Urban/REUTERS<!–>

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Friedrich Merz

Merkels späteren Nachfolger als CDU-Vorsitzender Friedrich Merz (69) – sein politisches Ziehkind – beschreibt Schäuble als „Mann, der den Mut hat, nicht nur das Ende einer Diskussion abzuwarten, sondern sie selbst zu gestalten.“ Er habe auf Merz gesetzt, weil er überzeugt war, dass dieser der „zu sehr auf Alternativlosigkeit getrimmten politischen Debatte guttun“ würde – auch das eine kleine Spitze gegen Merkel. Aber: „Ich wusste, dass Friedrich Merz eine Rückkehr in die Politik ausschlagen würde, solange Merkel Kanzlerin war. Allerdings war vermutlich Merkel viel mehr als er selbst entschlossen, niemals eine Zusammenarbeit mit ihm zu akzeptieren.

Die Wurzeln für dieses Un-Verhältnis erkennt Schäuble in der Nacht nach der verlorenen Wahl 2002, als Merkel mit Unterstützung von CSU-Stoiber nach dem Fraktionsvorsitz griff und Merz für Jahrzehnte verdrängte. Schäuble schreibt, er selbst sei es gewesen, der versucht habe, Merz „begreiflich“ zu machen, dass er mit einer Kampfkandidatur gegen Merkel „keine Chance“ haben werde. „Es dauerte noch einen weiteren Tag, bis er das realisierte. Zeit genug, um das Verhältnis der beiden wohl für alle Zukunft zu beschädigen – was für die Partei eine Belastung blieb.

[–>Nicht alle Ideen von Merz bejubelt Schäuble aber – für dessen altes Mantra, dass eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen müsse, hat er eher Spott übrig: „Ich hatte eine gewisse Vorstellung davon, wie schwierig das mit dem Bierdeckel werden könnte.

Insgesamt attestiert Schäuble Merz, Partei und Fraktion in der „schwierigen Lage“ nach den verlorenen Wahlen 2021 „gut zurück auf Kurs gebracht“ zu haben. Das ist freundlich, ginge aber auch euphorischer.

2016 im CDU-Vorstand: Angela Merkel (v.l.) mit Ursula von der Leyen und Wolfgang Schäuble

2016 im CDU-Vorstand: Angela Merkel (v.l.) mit Ursula von der Leyen und Wolfgang Schäuble

Foto: dpa<!–>

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Ursula von der Leyen

Schäuble glaubt, dass Merkel ursprünglich die spätere EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Nachfolgerin aufbauen wollte, weshalb sie diese zur Verteidigungsministerin ernannt habe: „Allerdings war das Ergebnis genau gegenteilig, weil von der Leyen offenbar eher ihr persönliches Ansehen in der Öffentlichkeit zu pflegen bereit war, als notfalls auch harte Kritik für unumgängliche politische Entscheidungen in der Bundeswehr in Kauf zu nehmen.

Der CSU-Vorsitzende Markus Söder beim Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble im Januar

Der CSU-Vorsitzende Markus Söder beim Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble im Januar

Foto: Geisler-Fotopress<!–>

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Markus Söder

Noch schlechter als Leyen kommen in dem Buch CSU-Politiker weg. Deren Vorsitzender Markus Söder habe im Kampf um die Kanzlerkandidatur 2021 „dann doch der Mut“ verlassen, das Duell gegen Armin Laschet auszukämpfen – obwohl „er sogar noch immer mit großer Unterstützung durch die Fraktion rechnen konnte“. Stattdessen sei es von CSU-Seite ihm, Schäuble, angelastet worden, dass Söder nicht zum Zug gekommen war, weil er bei einem nächtlichen Krisen-Treffen mit Laschet und Söder zu Laschet gehalten habe.

Söder ist aus Schäubles Sicht wie Strauß und Stoiber „dem Reiz der gesamtstaatlichen Bedeutung“ erlegen – und diese mag er der CSU als Bayern-Partei nicht zugestehen.

Wolfgang Schäuble vereidigt in seiner Rolle als Bundestagspräsident Horst Seehofer 2018 als Innenminister

Wolfgang Schäuble vereidigt in seiner Rolle als Bundestagspräsident Horst Seehofer 2018 als Innenminister

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto<!–>

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Horst Seehofer

Söders Vorgänger Horst Seehofer wirft Schäuble vor, in seinen Attacken auf Merkel „jedes Maß“ verloren zu haben. Zu Sitzungen sei Seehofer „immer verspätet“ eingetroffen. „Aber das war schon seit Strauß das Zeichen von CSU-Vorsitzenden, um die eigene Bedeutung zu unterstreichen.

[–>Seehofer schildert er wie auch Söder als Wendehals: „Übrigens kam die reaktionsschnellste Forderung nach einem sofortigen Ausstieg – wie üblich – aus Bayern, wo Horst Seehofer als konvertierter Atomkraftgegner erneut seinen wachen Sinn für Stimmungsumschwünge bewies. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sein damaliger Umweltminister Markus Söder sich alle Mühe gab, ihn auch bei diesem Kurswechsel noch zu überholen.“

Ein CSU-Freund war das CDU-Schlachtross Schäuble wirklich nie …


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